Dienstag, 21. November 2017

Käse mal selber machen – ein Tag auf dem Glinder Ziegenhof.




Gitte Kutschbach schaut verschmitzt um die Ecke. „Los geht’s! Wir haben viel vor heute!“
Noch sammeln wir uns ein wenig und genießen die frische Luft im kleinen Dörfchen Glinde an der Elbe. Es ist ja noch früh am Morgen!
Nur fünf Minuten später finden wir uns im Restaurant 'Zum Goldenen Anker' wieder. Hier werden wir heute die Küche erobern und unseren eigenen Ziegenkäse herstellen. So richtig vorstellen kann ich mir das noch nicht. Ich befürchte, das wird alles ziemlich kompliziert. Milchsäurebakterien, Lab, Mischverhältnisse, Aufwärmtemperaturen – beim kurzen Blick in das kleine Seminarmäppchen wird mir schon ganz schwindelig. Aber zum Glück gibt’s erstmal einen Kaffee mit einem kräftigen Schluck frischer Ziegenmilch.


Der Glinder Ziegenhof ist einer der wenigen Biohöfe in der Region rund um Magdeburg, der alles allein macht. Aufzucht der Tiere, Futterproduktion, Herstellung von phantastischen Ziegenmilchprodukten und Vertrieb – alles aus einer Hand. Und mitten drin Gitte Kutschbach. Die Leidenschaft für ihre Tiere und das Käsen kann man am Funkeln ihrer Augen sehen. „Von Anfang an züchten wir die selten gewordene Harzziege. Sie gibt zwar weniger Milch, ist aber ordentlich robust. Das brauch man hier an der Elbe“, erklärt Gitte.

Nach einer kurzen Einführung zum Hof, den Tieren und zum Produkt Milch schnappen wir uns schon Schürzen und Mützen und verschwinden neugierig in der Küche. „Na mal sehen, ob es heute klappt“, sagt Gitte. Der Erfolg beim Käsen hängt nämlich von vielen Faktoren ab: Der richtige Fettgehalt, die richtige Temperatur (die Milchsäurebakterien scheinen kleine Diven zu sein) und Vorsicht mit dem Lab! Das Lab ist sehr empfindlich. Ich zweifle weiter. Ob das was wird? Mir scheint das alles weiterhin sehr, sehr kompliziert…

Aber ganz nach dem Motto „einfach machen“ geht’s los. Einen Topf, Löffel, ein Thermometer, einen Messbecher, eine Form, etwas Geduld und natürlich frische Milch bester Qualität – mehr benötigt man zum Käsen gar nicht. Zunächst machen wir die frische Ziegenmilch warm. Nur 25 Grad bitte, mehr braucht man nicht. Dann kommen die Milchsäurebakterien hinzu. „Deckel drauf – und dann gehen wir erstmal frühstücken.“ Och, das war ja einfach. 

Mit Käsehäppchen im Bauch, frischem Kaffee im Blut und viel Wissen rund um das Käsen im Kopf geht’s nach einer kleinen Pause schon wieder weiter. Jetzt kümmern wir uns um das Dicklegen der Milch, oder auch Einlaben. Wieder wird die Milch erwärmt (je nach Käseart 23 - 32 °C), dann das Lab eingerührt und danach die Milch sofort zum Stillstand gebracht. Deckel drauf und… warten. 


Nach einer knappen Stunde (und vielen spannenden Infos rund um das Käsen reicher) machen wir die Messerprobe – wir überprüfen die Festigkeit der entstandenen Gallerte. 



Hat sie den Test bestanden, kann man den käsigen "Wackelpudding" in ca. 5 cm-Würfel schneiden. Dann kommt jede Menge Rühren, Kräuter werden hinzu gegeben und dann – ab mit den Bruchkörnern in die vorgesehenen Käseformen... 



Inzwischen ist es schon Mittag. „Dann gehen wir mal Essen“, sagt Gitte. Och ja, gegessen haben wir ja lange nicht. Die Wirtin serviert uns leckere Kürbissuppe und wir kommen mit Gitte ins Schwatzen. „Die Tiere sind unser Lebensinhalt. Ich könnte mir nichts anderes vorstellen. Aber nach zwanzig Jahren war es mal an der Zeit, was anderes zu machen.“ Was anderes heißt bei Gitte, dass zu den vielen Ziegen noch Hühner dazu kommen. Und Sattelschweine. Die Eier, leckere Wurst und natürlich der Käse werden im Hofladen angeboten. Außerdem fährt Gitte auf ausgewählte Märkte, um die tollen Produkte zu verkaufen.


Der Wind fegt über die Elbe und uns um die Nase. Nach einem kurzen Spaziergang auf dem Elbdeich sehen wir die Ziegen schon. Und sie sehen uns. Neugierig und zutraulich beobachten sie jeden Schritt, den wir machen. Sturm ist angesagt. Man merkt, dass die Ziegen nach Hause wollen. „Dürfen sie auch gleich“, sagt Gitte. Sie will uns aber erstmal den Hof zeigen. Kaum haben wir uns umgedreht, folgen die Ziegen ihrem eigenen Plan. Sie wollen wirklich nach Hause. Mit mutigen Sätzen springen sie über den Weidezaun. Na gut, nehmen wir die Tiere eben mit. Wir gehen ja eh zum Hof.


Das Zuhause der Ziegen präsentiert sich mit viel Hofnostalgie – grunzendes Sattelschwein inklusive. Wir besuchen die Lämmer im "Kinderzimmer" und den kleinen Hofladen. Wir schauen uns einen kurzen Film an und dann gibt es Käse. Wir kosten uns durch das kleine, feine Hofsortiment. Und selbst die, die am Anfang Ziegenkäse gegenüber eher skeptisch waren, kommen ins Schwärmen. Der Käse schmeckt frisch, gut gewürzt – einfach köstlich! Zwischendurch wird unser eigener Käse in seinen Formen immer mal wieder gedreht.

Und plötzlich – fertig! Unglaublich! Vier unterhaltsame Stunde nach dem Einformen und dem einen oder anderen Drehen später halte ich meinen ersten eigenen Käse in der Hand. Es hat geklappt! Einmal noch kräftig von allen Seiten salzen und schon kann jeder von uns seinen eigenen weißen, köstlichen Käsetaler mit nach Hause nehmen. „Ich bin stolz auf euch“, sagt Gitte. "Es hat wirklich gut geklappt heute." Ja, ich auch – ich bin ein klein wenig stolz auf mich. Und ich bin nun Jung-Käserin, mit Zertifikat von Gitte Kutschbach.





Adresse 
Glinder Ziegenhof 
www.glinder-ziegenhof.de 
Familie Kutschbach
Dorfst. 80
39249 Glinde
Tel.: 039298 / 3930  

Dienstag, 24. Oktober 2017

Ketchup - ein Familienrezept.


...hmmmm, die letzten Tomaten am Strauch sind doch immer die besten! 
Der Sommer ist nun endgültig vorbei. Und bevor Kürbisse, Pastinaken und Kohlköpfe unsere Küchen komplett erobern, habe ich noch ein letztes spätsommerliches Rezept für euch.
Bei uns gibt's keinen gekauften Ketchup im Kühlschrank. Ich mag dieses überzuckerte Zeug einfach nicht. Und wenn man einmal dieses Rezept hier probiert hat, möchte man nie wieder diese künstliche Pampe auf dem Teller haben. Mein Großtantchen Irmgard hat dieses Rezept vor vielen, vielen Jahren aufgeschrieben und ich bin damit groß geworden. Ein echter Familienklassiker also. 

So geht's:

etwa 3 kg reife Tomaten
6 EL Zucker
2 EL Salz
6 Zwiebeln (klein geschnitten)
1 Tasse Essig
Nelken
ganze Pfefferkörner
Pimentkörner
Lorbeerblätter

Alle Zutaten weichkochen lassen und anschließend mit der flotten Lotte passieren. Die entstandene Tomatensauce bei mittlere Hitze dick einkochen lassen und dann in sterilisierte Schraubdeckelgläser füllen. Die Gläser auf den Kopf stellen und abkühlen lassen. Fertig! Es ist wirklich so simpel, wie es klingt!

Jeder, der mit uns schon einen Grillabend verbracht hat, möchte nun auch keinen anderen Ketchup mehr. Probiert es aus! Ich bin gespannt, was ihr sagt!

Sonntag, 10. September 2017

Gastfreundschaft - Ein Rezeptbuch der Gemütlichkeit.


Elissavet Patrikiou ist Fotografin und Kochbuchautorin mit dem Herzen am richtigen Fleck. "Meze" durfte ich euch bereits vorstellen, mittlerweile ein Klassiker in unserem Kochbuchregal! In ihrem neuen Buch "Gastfreundschaft" erschienen im Hölker Verlag versammelt sie nicht nur Rezepte köstlichster Gerichte, die sich für großartige (Koch)Erlebnisse mit Familie und Freunden eignen - sie schafft ein wahres Fotoalbum der Freundschaft, der Gastlichkeit - des Lebens. 



Das Buch macht einfach Spaß! Ich könnte sofort los, um mit Felix und allen anderen am Strand von Norderney über dem offenen Feuer einen so köstlichen Muscheltopf zuzubereiten, ganze Fische am Stock zu grillen und beim Sonnenuntergang frische, heiße, knusprige Waffeln aus der Glut zu holen...




Auf 240 Seiten nimmt uns Eli mit in ihre Welt. Sie stellt uns die Menschen vor, die ihr im Leben begegnet sind, die sie bereits sehr, sehr lange kennt oder eben auch nur ganz kurz. Was alle gemeinsam haben? Sie kochen leidenschaftlich gerne und teilen ihre Köstlichkeiten mit ihren Liebsten. Und das tolle am Buch? Es ist nichts inszeniert. Hier spielt das wahre Leben:
In Charlys Küche wird "Charlys Curry-Schmackofatz" zubereitet - ein leckeres Curry-Kartoffel-Gratin. Bei Karen und Vijay gibt es herrliche Halloween-Kürbissuppe, Glühwein und köstliche Bratäpfel mit Vanillesauce. Nut wenige Seiten später findet man sich in Bao's Welt wieder: Hier gibt es Dampfknödel und herrliche vietnamesische Nudelsuppe. Und so taucht man ein in die 13 Küchen authentischer Persönlichkeiten. Ohne Schnick und ohne Schnack. Man will an ihren Tischen Platz nehmen und einfach nicht wieder aufstehen. Am Ende reist man durch die Küchen der Welt - mitten in Deutschland.






"Essen ist Leben." Das sagt Elissavet im Vorwort. Liebe Eli,
Danke, dass du uns mitnimmst und wir eintauchen dürfen in die Welt echter (Gast)Freundschaft - in das echte Leben!

Zeit also, für ein kleines Fest der Gemütlichkeit mit den Liebsten! Wartet nicht auf große Anlässe! Feiert die Feste einfach, wie sie fallen! Ohne viel Schnick, ohne viel Schnack. Dieses Buch ist dafür ein wunderbarer Begleiter!

Mittwoch, 16. August 2017

So lecker - Zwiebelmarmelade.


Wow, das nenne ich mal eine lange Pause auf Elbekind - ein fauler Sommer so zusagen. Aber so faul war der Sommer bisher eigentlich gar nicht. Ganz im Gegenteil! Es war super viel los! Das große Mädchen ist jetzt wirklich groß. Sie hat die Grundschule hinter sich gelassen und ist nun auf dem Gymnasium. Meine alleralleraller beste Freundin hat geheiratet. Ich durfte ihre Trauzeugin werden. Was für ein Junggesellinnenabschied in Berlin und was für ein rauschendes Fest in Magdeburg! Ich kann es kaum erwarten, endlich die Hochzeitsbilder zu sehen! Wir hatten eine tolle Woche in Apulien - so heiß, so lecker, so entspannt! Wir haben viel gekocht, gelesen und gelacht. Wir waren auf Konzerten. Und wir waren bei alten und bei neuen Freunden zu Besuch. Ich freue mich schon riesig darauf, bald über all das zu berichten!

Und schon wieder steht ein ereignisreiches Wochenende vor der Tür. Unser kleines Mädchen hat Geburtstag. Seit gefühlten 1000000000 Tagen zählt sie nun schon die Tage rückwärts. Am Sonntag ist es endlich soweit! Wir werden es ganz gemütlich angehen. Die Familie kommt zu Besuch, ein paar liebe Freunde auch. Das Wetter verspricht fein zu werden. Eine gute Gelegenheit also, etwas Leckeres auf den Grill zu schmeißen. Dazu wird es zwei köstliche Saucen geben, die einfach immer dazu gehören: Tante Irmchens Ketchup und Zwiebelmarmelade - beides natürlich selbst gemacht. Und da es der Garten in diesem Jahr sehr gut mit uns meint, hatte ich schon reichlich Zwiebeln und Tomaten zum Einkochen und Konservieren. Unser Keller ist also schon gut gefüllt. Nur die Zwiebelmarmelade - bald ist sie wieder alle. Los geht's also, Nachschub muss her! Und so geht's

Für ca. 4 Gläser benötigt man:

1,2 kg rote Zwiebeln
250 g Rohrzucker
etwas Olivenöl
einige frische Thymianzweige
150 - 250 ml Rotwein
250 ml Balsamico-Essig
Salz und schwarze Pfefferkörner, frisch gemahlen

Zwiebeln schälen und in Scheiben schneiden.

Die Zwiebeln in einer großen Pfanne oder in einem Bräter mit einem Schuss Olivenöl glasig dünsten. Vorsicht! Sie sollten nicht braun werden! Dann den Rohrzucker dazugeben und mit den Zwiebeln verrühren, bis er beginnt, leicht zu karamellisieren.

Die Zwiebeln mit Essig und Rotwein ablöschen und den Thymian dazugeben. Auf mittlerer Hitze alles gut einkochen, bis die Flüssigkeit so gut wie verkocht ist. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und die fertige Marmelade noch heiß in sterilisierte Schraubdeckelgläser füllen, die Gläser auf den Deckel stellen und abkühlen lassen. Fertig und so unglaublich lecker!

Demnächst verrate ich euch das Rezept von Tante Irmchens Ketchup. Ein echter Familienklassiker sag ich euch! Bis ganz bald!

Sonntag, 11. Juni 2017

Süßes Glück - Holunderblütensirup.


Die frühe Sonne lacht vom blauen Himmel. Die Nachtigall singt und hier und da hört man den Kuckuck. Süß duftet die Luft. Der Holunder blüht und verströmt seinen zarten Duft. Herrlich! Es ist Sommer! Gleich morgens habe ich mich auf den Weg gemacht, um die hübschen kleinen Blüten zu pflücken. Zurück zu Hause habe ich Likör und Holunderblütensirup angesetzt.

Ja der Sirup - irgendwie sind wir keine Freunde. Ich liebe den süßen Geschmack in Cocktails, Nachspeisen oder einfach aufgegossen mit kaltem Wasser und mit einigen Stängeln frischer Minze als Limonade. Deshalb habe ich im vergangen Jahr gleich ganz viel hergestellt, um den ganzen Winter etwas davon zu haben. Leider ist mir der Sirup schlecht geworden. Und das schon das dritte Jahr in Folge. Deshalb habe ich all meine Bücher gewälzt und die Oma befragt. Mit diesem Rezept geht man auf Nummer sicher, um den Sirup richtig haltbar zu machen.




Für etwa 1,5 Liter benötigt man:

ca. 15 frisch gepflückte Holunderblütendolden
1 unbehandelte Biozitrone
1,2 kg Zucker
1,5 l kochendes Wasser
sterilisierte Schraubflaschen oder Schraubdeckelgläser

Die Zitrone mit kochendem Wasser überbrühen, um alle Keime zu entfernen. Dann die Zitrone in feine Scheiben schneiden.

Die Holunderblütendolden vorsichtig ausschütteln und so kleine Käfer entfernen. Waschen sollte man die Dolden nicht. Dann geht der feine Blütenstaub verloren.

Holunderblüten und Zitronenscheiben in eine Schüssel geben und mit dem kochenden Wasser übergießen. Lasst die Schüssel über Nacht an einem kühlen Ort abgedeckt ruhen.

Nehmt am nächsten Tag ein großes feines Sieb und fangt alle Flüssigkeit in einem Topf auf. Dabei die Holunderblüten und die Zitronen gut auspressen.

Hinzu kommt der Zucker. Lasst die Flüssigkeit bei großer Hitze einige Minuten sprudelnd kochen. Dann kommt der heiße Sirup in die Flaschen und Gläser, abkühlen lassen und fertig.

An einem kühlen Ort lässt sicher Sirup bis zu einem Jahr aufbewahren.